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8.Spieltag

EFG Bochum - LFC WERNE 2:2 (1:0)

Montag, 02.05.2011

 

Kerner vs Cremer - was war da Los ?

Meine Damen und Herren, wir haben heute ein hochemotionales Unentschieden gesehen, mit dem Ausgleich in allerletzter Minute. Wir kommen jetzt zur Analyse des Spiels…doch HALT… ich höre gerade, dass Johannes B. Kerner gerade den Trainer des LFC Werner vor dem Mikrophon hat. Wir geben runter…

Kerner: Herr Cremer, ein 2:2 Unentschieden. Hat ihr LFC Werne heute einen Punkt gewonnen oder vielmehr 2 Punkte verloren?

Cremer: Ein Sebastian Cremer ist nie zufrieden, wenn er mit dem Abpfiff den Ausgleich eingeschenkt bekommt. Deshalb kann ich Ihre Frage klar beantworten: wir haben heute einen wichtigen Dreier verpasst und zwei Punkte verloren. Das wir in der ersten Halbzeit unterlegen waren, haben wir durch eine gute zweite Hälfte wettmachen können, so dass wir im Endeffekt der verdiente Sieger gewesen wären.

Kerner: Fangen wir vielleicht der Reihe nach an und springen auf unserem Monitor mal in die 5. Minute. Wir sehen hier eine typische Situation: Der LFC steht recht sicher hinten drin und schafft es auch schnell, das Mittelfeld zu überbrücken. Doch vor dem 16er der EFG ist erst einmal Schluss. Echte Torgefahr kommt in dieser Szene nicht auf. Es hat eher etwas von Handball. Woran lag es? Hatte letztlich der sehr kleine und harte Ascheplatz einen Anteil daran, dass der Sturmabteilung des LFC um den Stoßstürmer Jones und die hängende Spitze Tom der Durchbruch und damit der Torerfolg verwehrt blieb?

Cremer: Ja gut ähh, ein berühmter deutscher Fußballphilosoph hat einmal gesagt: „Hasse Scheisse am Schuh, hasse Scheisse am Schuh!“, und so ist das in dieser Saison bei uns. Mit dem schwersten aller Saisonstarts und einigen unglücklichen Niederlagen ist jegliches Selbstvertrauen aus der letzten Rückrunde verschwunden. Ich möchte und kann das jetzt nicht an einzelnen Spielern festmachen aber Fakt ist, wir treffen vorne zu wenig und kriegen hinten zu viele rein. So kann man kein Spiel gewinnen. Wichtig wäre ein Aha-Erlebnis, und das möglichst bald. In der letzten Saison hatten wir so ein Spiel gegen die Hand Gottes, in letzter Minute konnten wir noch den 4:3 Siegtreffer erzielen um danach die Aufholjagd mit lediglich zwei Niederlagen in der Rückrunde zu starten.

Kerner: Der Gegner war offensichtlich besser mit Umfang und Art des Spielfeldes vertraut: Anstatt auf Kombinationen setzte die EFG Bochum auf lange Bälle in die Spitze. Die Abwehr um Jonas, Chriss und Brooks sowie Schlussmann Damian konnten die Angriffe zunächst noch gut neutralisieren. Doch in der 18. Minute passiert dann das Unglück: Langer Ball, ein Verteidiger tritt am Ball vorbei und das Dingen ist im Netz. Wie haben Sie die Situation gesehen?

Cremer: Ich habe die Situation nichtmehr vor Augen, da ich zu sehr damit beschäftigt war mich um unseren weiblichen Anhang zu kümmern. Kerner: Ihre Mannschaft gab sich in der Folge keinesfalls auf. Immer wieder versuchte das Mittelfeld mit Mattes, Reuters, und Gamemaster, Druck aufzubauen. Häufig kam man ja über die linke Seite, auf der Heiko immer wieder seine Qualitäten ausspielen konnte. Doch leider ging es schließlich mit dem 0:1 in die Kabine. In die zweite Halbzeit starteten sie dann mit drei Auswechslungen. El Cremero kam auf der Liberoposition für Chriss. Küpper kam für Jonas und Siggic für Adamnowksi. Was haben Sie sich dabei gedacht?

Cremer: Chriss hatte leider Probleme mit dem Schuhwerk, so dass es ihm unmöglich war weiter zu spielen. Mit Siggic haben wir immer einen starken Spieler auf der Bank, der im Training vollen Einsatz zeigt. Durch Küpper konnten wir die Defensive weiter stabilisieren.

Kerner: Insbesondere mit der Einwechslung des slowenischen Rekordnationalspielers Siggic für den formschwachen Adamnowski auf der rechten Seite haben sie ja ein glückliches Händchen bewiesen, wie die 56. Minute zeigt: Siggic wird auf außen angespielt, behauptet den Ball und flankt einwandfrei von rechts auf den langen Pfosten, wo Gamemaster souverän die Kugel über die Linie drückt. Hatten Sie mit dem Ausgleich zu diesem Zeitpunkt gerechnet?

Cremer: Es lag etwas in der Luft. Wir haben beinahe nur auf des Gegners Tor gespielt. Da war der Ausgleich zwangsläufig. Als ich damals als Trainer mit Manchester United im CL-Finale stand und wir das Spiel gegen die Bayern noch umgebogen haben, habe ich mir geschworen niemals aufzugeben! Es ist immer möglich ein Spiel noch in den letzten Minuten zu gewinnen!

Kerner: Dann gings erst richtig los für den LFC. 70. Minute: Tom wird von Jones rechts lang geschickt. Im Vollsprint behauptet er sich gegen seinen Gegenspieler, zieht in den Strafraum und lässt den letzten auch noch aussteigen. Im Abschluss fehlte dem Linksfuß dann etwas Kraft und Präzision, weshalb der Torwart den Schuss im ersten Moment abblocken kann. Doch erneut ist Gamemaster zur Stelle und befördert die Murmel aus spitzem Winkel ins Netz. Was hätten sie für einen Abpfiff zu diesem Zeitpunkt gegeben?

Cremer: Ein Spiel dauert immer 80 Minuten, da kann man einfach nichts dran ändern. Wir müssen in so einer Situation einfach cleverer werden und einen Sieg auch mal über die Zeit retten.

Kerner: Doch Fußball ist kein Spiel der Konjunktive und ein Spiel dauert bekanntlich 80 Minuten. In der selbigen kam es dann zu einer Ecke für die EFG: Gut getreten dreht sich der Ball an die Grenze des Fünfmeterraums und wird wuchtig und platziert auf das LFC-Tor geköpft. Glücklicherweise steht genau dort Reuters auf der Linie, der den Ball absolut regelkonform, jedoch auf Kosten einer Ecke mit der Brust klären kann. Der Stürmer der EFG ist so überrascht, dass er glatt die Contenance verliert. Offensichtlich will er in dieser Szene den Schiri nur mit seinem Zeigefinger auf ein Muttermal auf seiner Stirn hinweisen. Doch der Mann im Schwarz interpretiert dies wohl als „Vogel zeigen“ und verweist den Spieler des Platzes. Welchen Stellenwert hat für Sie eigentlich Fairness in der Hobbyliga? Müssen ihre Spieler bei roten Karten disziplinarische Maßnahmen befürchten?

Cremer: Fairness besitzt für mich als Trainer des mehrmaligen Fair-Play-Siegers natürlich einen hohen Stellenwert. Sie spielen mit ihrer Frage sicherlich auf die rote Karte für den Libero des LFC an. Ich denke er hat in dieser Situation einfach sehr unglücklich reagiert und sollte versuchen sich bei seinen Teamkollegen etwas abzuschauen. Beispielsweise kann man einen Gegner mehr zusetzen indem man ihn anspuckt, wenn der Schiri mal nicht guckt. Solche Aktionen würde ich mir häufiger wünschen. Eine Handabwehr auf der Torlinie sollte jedoch einmalig bleiben

Kerner: Dann kam einer von diesen Momenten, die Fußballgeschichte schreiben: Der EFG-Torwart geht bei der darauffolgenden Ecke mit nach vorne. Der Ball kommt erneut sehr gut rein und der Schlussmann köpft die Kugel unhaltbar links oben zum 2:2 Endstand. Anschließend lässt er sich von seinem Team feiern wie ein Held – zu recht! Waren zu diesem Zeitpunkt die Fiegeflaschen auf der LFC-Trainerbank schon geköpft?

Cremer: Ich glaube nicht, dass wir mit den Gedanken schon in der Kabine waren. Der Keeper hat einfach sehr gut geköpft, von der Ecke ganz zu schweigen. Wir werden diese Situation sicherlich in jedem Saisonrückblick zu sehen bekommen.

Kerner: Kommen wir zur Einzelkritik. Wie hat Ihnen die Leistung ihres Liberos in der zweiten Halbzeit gefallen? Er scheint ihre Spielweise verblüffend gut verinnerlicht zu haben?

Cremer: Der Libero ist immer nur so gut wie seine Abwehr, aber Sie haben recht. Wir haben eine ähnliche Spielauffassung. Doch ohne kritisieren zu wollen: Auch bei ihm ist in dieser Saison noch einige Luft nach oben. Nach seinem Trainingslager in Spanien schien er mir deutlich fitter und trainierter. Ausserdem geht ihm leider der Zug zum Tor vollkommen ab, was mich bereits das ein oder andere Mal auf die Palme gebracht hat.

Kerner: Wie bewerten Sie den bisherigen Saisonverlauf inklusive des heutigen Unentschiedens? Scheinbar läuft die Maschine beim LFC noch nicht ganz so rund. Was muss sich ändern?

Cremer: Wenn wir uns die letzten Saisons anschauen, stellen wir fest, dass die Rückrunde bei uns immer deutlich besser läuft. Doch darauf können wir uns nicht verlassen. Wir werden versuchen in den nächsten Spielen unsere Form zu finden um möglichst bald wieder Siege einzufahren. Doch es wird eine harte Saison und wir müssen aufpassen, dass wir nicht ganz unten hängen bleiben.

Kerner: Letzte Frage für heute Abend, dann entlasse ich Sie in das Erfrischungsbecken zu den anderen Jungs: Gerüchteweise wechselt Ihr Keeper in der nächsten Saison für 50 Mio. € zum Rekordprüfungsdienstleister KPMG. Ein erstes Testsspiel soll in Kürze stattfinden. Was ist an dem Gerücht dran? Genug Geld hätten die ja.

Cremer: Damian Schröder ist unverkäuflich. Er spielt eine überragende Saison. Nicht zuletzt dadurch, dass wir mit Sebastian Brocke und Markus Küpper zwei starke Ersatzkeeper haben, die gehörig Druck ausüben. Aber abgesehen davon: Wer möchte schon zu einem Team wechseln, dessen Fans bei einem Testspiel „Koan Schröder“ Schilder hochhalten? Wir planen weiterhin mit dem Einsatz von Schröder!

Kerner: Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die weitere Saison!

Cremer: Vielen Dank.

Autor: Adam S. (langjähriger Korrespondent der polnischen Sportzeitung "Przeglad Sportowy")